Am Siedlungsrand von Rankweil Brederis, umringt von neuesten Einfamilienbehausungen, findet sich eine hybride Wohnskulptur jenseits der gewohnten Baunormalität. Verzweigte Pavillionstruktur, perforiertes Atriumhaus, ultramoderner Vierkanthof? Nichts dergleichen entspricht dem eingeschossigen Bauwerk, ursprünglich gedacht als Badehaus am geplanten Biotop im Obstgarten hinterm Haus. Der Wunsch der Bauherren ihrem 60er Jahre Einfamilienhausidyll im eigenen Schwimmteich zu entfliehen, implizierte den Gedanken an ein dazugehöriges Badehaus. Die Architekten, der Faszination des Badens am Naturteich bald erlegen, dachten weit über die anfänglich an sie gestellte Aufgabe hinaus. Warum Naturwasser nicht zähmen, in abstrakte Formen gießen und es in die Mitte nehmen? Warum das kleinstrukturierte Wohngefühl der 60er nicht gegen ein großzügiges Raumkontinuum der 10er Jahre tauschen? Wandelnde Licht- und Schattenspiele, gezielte Aus- und Durchblicke, räumliche Enge und Weite, das Haus als Weg und Platz und der See mittendrin – das alles zum Programm machen? Den Bauherren, einem Ehepaar Mitte 40, fällt es nicht schwer der Idee vom unkonventionellen Wohnen nachzugeben, einem Wohnen durchtränkt von der Faszination des Wassers. Ankommen, verweilen, kochen, essen, kommunizieren, entspannen, verstauen, beschäftigen, pflegen, ankleiden, schlafen reihen sich gegen den Uhrzeigersinn um den Teich. Sensibel differenziert die Raumabfolge in Orientierung, Sichtbeziehung, Dimension und Lichteinfall. Allem gemein die rundumgereichten Wasserreflexe und die verbindliche Materialsprache: Sichtbeton, Granit, Zebranoholz, Aluminium und Glas. Das vielschichtige Innenleben der Betonskulptur wechselt zwischen hermetisch und transparent, verwehrt oder vermittelt zwischen Innen und Außen. Atmosphärische Raumschichten verschmelzen, sind da horizontal, da vertikal gefaßt. Die Architektur zeichnet ein leicht distanziertes, in Graugrüntöne getauchtes, präzises Bild. Detailperfektion ist bis in die letzte Fuge gefroren. Im Untergeschoß tut sich eine zweite Welt auf: dem umliegenden Erdreich abgerungene Höfe und Einschnitte belichten wohlproportionierte, introvertierte Räume. Im Technik- und Saunabereich glänzt licht die cremefarbene Epoxidbeschichtung, entrückt bleibt die eigentliche Funktion. Statisch bei Bedarf ausgereizt, formt sich der Beton unter den Händen der beiden Gestalter zur bewohnbaren Skulptur. Diese lebt von der inszenierten, inneren Spannung: die gebaute Schale komplex, präzise, hart – im Herzen das gezähmte Wasser – einfach, veränderlich und weich.
Marina Hämmerle